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Haus Dienhart in Piesport an der Mosel

Mosel Loreley Ansicht Giebel Alt Piesport mit St. Michael Ansicht Front St.-Michael-Straße Weintraube St.-Michael-Straße Alt Piesport von oben Teilansicht Schieferdach Piesporter Goldtröpfchen

Die Bauzeit in Wort und Bild

Alles mitgekauft...

Es war zwar nicht die Katze im Sack, aber zumindest ein Haus voller Dinge, die ich mit dem Gemäuer erworben hatte. Vieles war einfach nur noch zum wegwerfen gut, aber so einiges an schönen Erinnerungsstücken kam auch zum Vorschein. Vieles davon ist heute wieder im Gebäude untergebracht und zeigt einiges von den vergangenen Zeiten.

An vielen Wochenenden über mehrere Monate hinweg wurden mit Unterstützung vieler Freunde zunächst die Wohnräume entrümpelt, später dann die Wirtschaftsräume und die diversen Speicher des Hauses. Alleine das Entsorgen der alten Bestände an Heu und Stroh hat über vier Tage bedurft und drei Container gefüllt. Und im alten Kelterhaus bargen wir unter Weinbergsstöcken und Eierbriketts noch fast 20 historische Paare an Arbeitsschuhen. Weggeworfen wurde eben nie was in den alten Zeiten...

Zu unserer großen Freude fand sich im alten Zollturm bei der Räumung hinter alten Fässern und Fassringen noch wirklich altes Arbeitsgerät aus der Landwirtschaft. Diese Geräte haben wir sehr gerne gesichert und Sie können diese heute im Hof und in der Scheune wiederfinden. Ganz besonders gefreut hat uns bei der Beseitigung des Hochwasserschlamms im alten Zollturm ein alter Sandsteinboden, sicher seit Jahrzehnten verborgen unter dem harten Schlamm. Wir bargen die unterschiedlich großen Platten, reinigten sie und im Zuge des Ausbaus des Turms zum Treppenhaus wurde dieser Boden wieder an gleicher Stelle eingebaut.

Mitgekauft

Schnitt In Grad und Zentimetern gesprochen...

Nachdem wir nun das ganze Anwesen gereinigt und gänzlich freigelegt hatten, konnte ich mit dem Aufmaß des Bestandes loslegen. Logischerweise gab es keine Pläne oder Aufzeichnungen zu diesem Haus, denn es wurde ja seit dem 17. Jahrhundert nicht mehr verändert. Früher baute man eben meist nach Erfahrung und über den dicken Daumen gepeilt, und Bauämter gab es  -  zumindest auf dem Land  -  noch nicht. Also wurde alles akribisch vermessen und mit Fotos dokumentiert, Skizzen gefertigt zu besonderen Bauteilen, Winkel und Höhen abgegriffen und entsprechende Höhenmarken gesetzt. Die Anfertigung der Bestandspläne zog sich über rund 6 Monate. Im Anschluss wurde dann die Idee mit den Ferienwohnungen samt Eventfläche als Grobplanung über die Bestandspläne gelegt und Stück für Stück verfeinert, von den Entwurfsskizzen in Entwurfspläne umgesetzt und mit den Bedürfnissen der Haustechnik ausgestattet. In dieser Phase kamen die ersten Gespräche mit dem Bauamt, sowie dem Denkmalschutz und dem Brandschutzreferat. Weitere Behörden waren die Dorferneuerung, Ordnungsamt und so weiter... Alle Vorgaben und Auflagen, die nach und nach in den Terminen zusammen besprochen wurden, gingen in die Planung über und letztendlich entstand der Bauantrag,  der auch ohne Beanstandungen nach annähernd 10 Monaten nach Einreichung als Genehmigung vorlag. Mit dieser Genehmigung konnte nun die Ausführungsplanung umgesetzt werden, also eine Verfeinerung und Detaillierung der Baugenehmigungsplanung mit allem Wissenswerten für die Bauleute. Auch konnte nun aufgrund dieser Unterlagen die Statik und Prüfstatik erstellt werden. Das war Weihnachten 2012.


Immer unten anfangen...

Im Jahr 2013, endlich von allen Messlatten und Zollstöcken befreit, mit Elan, neuen Schaufeln und anderem Werkzeug bewaffnet, begannen wir mit der Ausschachtung der Böden im Erdgeschoss. Der Grund für diese schweißtreibende Maßnahme war vielseitig. Einer davon war die neu herzustellende Kanalisation, die tiefe Gräben bedurfte, ein weiterer war die Trockenlegung der Wände und die Eindämmung der aufsteigenden Feuchte in den Wänden. Und zuletzt sollte auch noch eine gute Wärmedämmung für den neuen Boden der ebenerdigen Räume eingebaut werden, sowie ein neues Fundament für das neue Treppenhaus entstehen. Viele Punkte, die unter einen Hut mussten und auch neue innovative Lösungen brauchten. Hier gab es kein Standartrezept, das gegriffen hätte.

Das Hauptproblem seit ewigen Zeiten ist die Mosel  -  sobald sie ihr Bett verlässt und zu Besuch kommt, durchfeuchtet sie alles im Erdgeschoss und schwemmt Schmutz und Unrat ins Haus, lässt aber alles Leichte auch wegschwimmen. Für die Planung heißt das, eine Dämmung unter dem Fussboden zu verbauen, die eben nicht leicht ist oder zumindest so befestigt werden kann, dass sie nicht auftreiben kann, dabei aber auch wasserdurchlässig ist und drainierend wirkt. Denn wenn das eindringende Wasser nicht schnell drainiert und abgeführt werden kann, werden die Mauern zu nass und trocknen auch nicht mehr rechtzeitig  -  dann entsteht wieder aufsteigende Feuchte. Auch muss der Bodenaufbau selbst so offenporig wie möglich gestaltet werden  -  gleichzeitig muss der Boden auch gut zu reinigen sein wegen dem Schlamm bei Hochwasser.

Alle gängigen Dämmmaterialien schieden aus  -  sei es das zu geringe Gewicht oder eben die nicht vorhandene Diffusionsoffenheit. Auch war hier keine vernünftige Lösung zur Auftriebssicherung zu finden. Es musste also ein Dämmstoff mit mehr Gewicht gefunden werden, der sich möglichst mit seinem Umfeld fest verbindet und dann noch drainagefähig bleibt. Der Zufall brachte, dass ich Bilder in die Hand bekam von einem Haus, was ich in den 90iger Jahren geplant hatte. Hier wurde mit einem Wärmedämmstein, der auf Basis von aufgeschäumten Tonkugeln, mit Zementleim verbunden, gebaut. Der Gedanke war nun, auf dieser Basis die rund 60 cm starke Dämm- und Drainageebene herzustellen. Nach einigen Telefonaten hatte ich einen Hersteller gefunden, der mir diese Tonkugeln liefern konnte. Irgendwann lag also ein riesiger Haufen kleiner Perlen auf der Straße vor dem Haus und 6 Mann samt drei Mischmaschinen waren 2 Tage damit beschäftigt, Kugeln, Zement und Wasser miteinander zu mischen und einzubauen. Die Kanäle und Drainagerohre entlang der Wände hatten wir bereits eingebaut. Auf die relativ weiche Schicht aus diesen Tonkugeln wurde dann ein Drainageestrich eingebaut, sowie später kleinformatige Fliesen verlegt. Damit war die heikle Aufgabenstellung gut gelöst.

Übrigens... die Drainageleitungen mussten ja auch irgendwo hingeführt werden. Hier kam uns ein besonderer Fund bei der Ausschachtung sehr zu Hilfe. Wir fanden einen alten, noch intakten und wasserführenden Brunnen in der ehemaligen Küche. Dazu aber später mehr. In diesen  -  vermutlich noch römischen  -  Brunnen führten wir die Drainageleitung und nun kann das anfallende Wasser hier einlaufen und versickern  -  gegebenenfalls auch bei Hochwasser abgepumpt werden. Alte Dinge können durchaus nützlich sein!

Ausschachtung

Liapor

Liapor-Drainageboden

Neuer Kanal Damit alles gut läuft...

Früher war alles ganz einfach! Tonrohr, eins von der Küche, eins aus dem Stall, alles endete in der Güllegrube. Fertig! Viel später wurde dann im alten Kelterhaus ein kleines Räumchen abgemauert mit Klo und Waschbecken  -  damit kam das Plumpsklo über der Güllegrube im Hof außer Funktion. Diese moderne Errungenschaft wurde dann aber mehr oder weniger provisorisch mit modernem Kunststoffrohr an den inzwischen vorhandenen Straßenkanal angeschlossen.

Und hier haben wir auch neu angefangen. Ab dem Straßenkanal wurde eine gänzlich neue Entwässerung aufgebaut in den der neuen Nutzung entsprechenden Dimensionen. Auch wurden die Regenrohre angeschlossen, die bisher nur frei auf die Straße und Hof entwässerten. Gegen eindringendes Moselwasser wurden Rückstauklappen eingebaut und auch ein Revisionsschacht errichtet. Nun laufen die Leitungen zu insgesamt 13 Toiletten und allen weiteren Anschlussstellen der Wohnungen gut verborgen und schallgeschützt und keiner muss mehr das stille Örtchen im Hof besuchen...


60 Grad und mehr...

Wasser ist ein Problem, Würmer ein anderes. Der Holzwurm hatte sich im ganzen Haus breitgemacht und keiner hinderte ihn an seinem Unwesen  -  schließlich stand das Haus ja bereits über 15 Jahre leer und seit 1975 wurde es nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Da im Prinzip fast jedes Stück Holz in irgendeiner Weise behandelt werden musste, standen wir vor einer großen Aufgabe. Und der bestehende Denkmalschutz gab chemischen Lösungen keine Chance. Gas schied wegen der Größe des Hauses und der Undichtigkeit ebenfalls aus. Also rein biologisch und natürlich  -  doch was bedeutet das? Ein kleiner Abstecher in die Chemie muss nun doch sein, um es zu erklären, wo biologisch und denkmalgerecht einwandfreie Lösungen greifen: Insekten, deren Larven, Würmer und Nissen bestehen fast rein aus Eiweiß. Und jeder kennt es vom Spiegelei  -  kommt Hitze ins Spiel, wird Eiweiß fest  -  man nennt es auch gerinnen.

Das Prinzip ist also ganz einfach  -  Hitze! Und wie geht das nun mit einer solchen großen Kiste von Haus? Hier half dann eine Bausanierungsfirma weiter, die sich auf solche Arbeiten spezialisiert hat. Es wurden vor dem Gebäude zwei große mobile Heizöfen aufgestellt, dann wurden Heißluftleitungen in das Gebäude über die Fenster eingeführt, alle Öffnungen mit Folien geschlossen. Nachdem nun noch in den Balken Thermometer eingebaut waren (es musste ja auch im Kern der Hölzer die gewünschte Temperatur von über 60 Grad gesichert erreicht werden), wurden die Öfen angefeuert. Etliche tausend Liter Heizöl weiter und rund 2 Wochen später war nicht nur das Haus mal wieder gut durchgeheizt, sondern auch gesichert die Schädlingsbekämpfung abgeschlossen. Als Nebeneffekt war auch das ganze Gebäude nusstrocken geworden bei den rund 90 Grad über 2 Wochen. Und es hat gewirkt  -  wir haben keine neuen Häufchen Bohrmehl mehr gefunden von den eifrigen Würmern ...

Holzwürmer Holzwürmer

Trockene Wände




Trockene Wände
Für warme Füße und trockene Wände...

Eines der mitgekauften Probleme waren die feuchten Wände und kalte Böden im Erdgeschoss. Die Ursache war logisch, der nahe Wasserspiegel der Mosel ließ auch den Grundwasserspiegel an die Fundamente das Hauses heranreichen. Aber es gab noch mehr Gründe, warum die Feuchtigkeit so hoch in den Wänden zu finden war: die Böden waren versiegelt  -  man kennt es ja  -  schön sauber mit PVC in Holzoptik belegt und dann noch Holzverkleidungen aus Pressspan an der Wand. So konnte nichts mehr atmen, keine Feuchtigkeit verdunsten und musste die Wände hoch, bis eben die Möglichkeit der Abdunstung gegeben war. Auch die Bodenflächen waren im guten Glauben mit Betonböden saniert worden. Diese lagen aber direkt auf dem Erdreich, ungeschützt gegen die Erdfeuchte und ohne jegliche Wärmedämmung. Damit wurde dann auch klar, warum die Böden derart kalt blieben und im Sommer sogar feucht wurden aufgrund kondensierender Luftfeuchte  -  der Boden konnte die Wärme aus dem Raum direkt und unterstützt von der Feuchte im Boden ableiten in die Erde. Auch dichtete der Beton ab und brachte nur Nachteile gegenüber den früher verbauten Holzdielen, die eher die Füsse warm halten konnten.

Nachdem wir also sämtliche Wandverkleidungen beseitigt und den PVC ausgebaut hatten, begann auch gleich die natürliche Trocknung der Wandoberflächen. Ganz verschwand die Feuchte in den Wänden aber erst, nachdem auch alle Betonböden ausgebaut und die Fundamente freigelegt waren. Anstatt einer horizontalen Sperre, wie bei neuen Häusern üblich und z.B. mit einer Dachpappe im Mauerwerk hergestellt, einzubauen, haben wir versucht, die Feuchtigkeit so tief wie möglich von den Mauern wegzuhalten. Also haben wir  -  wie bereits oben geschildert  -  den Boden rund 60 cm tiefer gelegt und auf dieser Ebene vor der Wand eine Drainage eingebaut, um mögliches Wasser direkt abführen zu können. Die ausgeschachtete Fläche wurde dann mit einem sickerfähigen wärmedämmenden Material aufgefüllt, welches Wasser nicht halten kann, dafür aber gut ableitet und vor allem Wasserdampf perfekt durchlässt. Somit konnte die Erdfeuchtigkeit auf der ganzen Fläche aufsteigen und muss sich nicht mehr durch die Wände hochquälen. Auf der Dämmung liegt heute ein dünner Estrich mit vielen Poren ( Einkornestrich ) und Fliesen mit vielen Fugen, die die Feuchtigkeit ebenfalls weiter hoch in den Raum aufsteigen lassen. Ergänzend haben wir die Verputze der Wände erneuert und Zementputze entfernt. Heute sind alle Wände wieder mit Trass-Kalk-Putzen versehen, die als Bindemittel wie früher nur Kalk beinhalten. Damit können die Wände wieder besser Feuchtigkeit an die Oberfläche bringen.

Das Ergebnis war und ist wie erwartet eingetreten. Die Wände sind komplett trocken, das Raumklima hervorragend und die Böden bleiben trocken und angenehm in der Temperatur. Die Luft wirkt immer frisch, und von Muffigkeit oder Schimmel keine Spur mehr. Es geht also auch ohne Chemie, wenn`s warm und trocken sein soll...


Wenn Decken zu sehr biegen...

Drei der insgesamt fünf Etagen des Hauses sind ganz aus Holz gebaut. Eigentlich wunderschön, da man Fachwerk sieht und gute alte Zimmermannsarbeit bestaunen kann. Aber das dicke Ende dieser eigentlich schönen Situation ist ein krummes  -  in Form von durchgebogenen Balken und Decken. Die Nutzung der vergangenen Jahrhunderte mit Tonnen von Last bestehend aus Heu und Stroh, der Ernten vieler Jahre und nicht zuletzt dem Zahn der Zeit hat ein sicher mal stolzes aufrechtes Gebälk alt und krumm werden lassen. Das Anwesen war auch über mehrere Jahre verlassen dagestanden und auch schon viele Jahrzehnte zuvor nicht mehr instandgehalten worden. Die Folge war ein sehr stark angegriffener Dachstuhl, bedingt durch eindringendes Regenwasser und den Folgen von Wind, der die dünnen Verkleidungen des hölzernen Giebels gänzlich weggerissen hatte. Viele der tragenden Deckenbalken waren an den Auflagern oder auch mitten drin weggefault. Die meist losen Bretterböden der einzelnen Speicher waren größtenteils durchgefault oder vom Holzwurm derart befallen, dass sie deswegen nachgaben unter dem immer noch eingelagerten Heu und Stroh. Somit hingen dann ehemals stolze Decken krumm herum und waren teilweise baufällig und nicht mehr betretbar. Der Verfall des Hauses im oberen Teil war schon derart stark fortgeschritten, das erhebliche Maßnahmen nötig wurden.

In Zusammenarbeit mit dem Statiker wurden zunächst alle noch tragfähigen Teile in den inzwischen vorhandenen Bestandsplänen festgehalten, Tragwerke und Lastabtragungen notiert und skizziert, um dann mit diesen Informationen ein neues Tragwerkkonzept unter Berücksichtigung der neuen Anforderungen zu entwickeln. Da keine Höhe zu verlieren war  -  die früheren Bauten waren meist viel niedriger als heute  -  mussten die neuen Deckenkonstruktionen zwischen die alten Tragwerke eingebaut werden statt darauf. Somit entstanden also mehrere Deckenfelder, die das alte instabile Tragwerk neu aussteifen konnten. Als Unterstützung der Konstruktion gegen unerwünschte Schwingungen wurden Stützen aus Holz eingebaut, die heute in den Leichtbauwänden verschwunden sind.

Die Zimmerleute konnten direkt nach der Wärmebehandlung des Holzes gegen alle Schädlinge mit ihrer Arbeit beginnen und sanierten zunächst die maroden Deckenbalken in Erd- und Obergeschoss, bauten Öffnungen in die vorhandenen Decken ein, wo heute das Treppenhaus steht und schlossen die alte Öffnung des ehemaligen Treppenaufgangs. Im nächsten Schritt wurde dann die Tragwerkskonstruktion ausgerichtet und die Durchbiegung von rund 18 cm mittels hydraulischen Pressen beseitigt. Die Stützen, von denen eben die Rede war, wurden jetzt unter dem Tragwerk platziert und verhinderten so die Rückbiegung. Diese Arbeiten wirkten sehr abenteuerlich, da der alte Dachstuhl ächzte und knirschte bei den Hebearbeiten und eine gewisse Bewegung durch das ganze obere Gebäude ging. Aber die alten Holznägel in den Verbindungsstellen zwischen den Balken hielten stand. Jede Etage wurde also nach den Ausrichtungsarbeiten mit den Deckenfeldern aus neuen Leimholzbalken versehen. Diese wiederum wurden mit dem neuen Treppenhaus aus Mauerwerk und Beton verbunden, was das ganze noch zusätzlich aussteifte. Und am Ende vieler Hebe- und Ausrichtungsarbeiten war eine beruhigende Ruhe in den Dachstuhl gekommen.

Heuspeicher Neue Holzkonstruktion Neue Holzkonstruktion

Neue Dachgauben



Neue Dachgauben
Für den besseren An- und Durchblick...

Nun, da die einzelnen Ebenen nach rund 2 Monaten fertig waren, konnte mit dem eigentlichen Dach begonnen werden. Parallel zum Dachdecker, der den alten Schiefer abgedeckt hatte, wurden nun die schlechten Sparren ausgetauscht und die Dachschalung erneuert. Über der Scheune wurde ein komplett neuer Dachstuhl errichtet, da hier nichts mehr zu retten war. Lediglich die Tragkonstruktion konnte komplett restauriert werden, denn sie war aus Eiche und somit haltbarer als die Sparren aus Fichtenholz. Heute ist sie der Blickfang in dem Wohnbereich der Wohnung 1 "Mosel" und ein besonderes Stück erlebbarer Geschichte dieses Hauses.

Als letzter Akt wurden die neuen Gauben auf das Haus mittels eines Kranes aufgesetzt. Diese wurden vorher von der Zimmerei detailgetreu der vorhandenen Gauben nachgefertigt. Die Gauben selbst waren ein langer  -  bürokratischer  -  Weg. Es gab sie ja nicht im Altbestand und damit mussten sie zunächst vom Denkmalschutz genehmigt werden. Um hier eine Genehmigung zu bekommen, musste der Zweck einer jeden Gaube begründet sein, das Erscheinungsbild musste dem Vorbild so nah wie möglich kommen und auch der Größe so eng wie denkbar angeglichen werden. Im Prinzip sicher gut machbar, aber wohin mit der heute üblichen Wärmedämmung, oder den doch viel stärkeren Fensterrahmen gegenüber früher? Optisch war dies ein Problem, technisch zunächst ebenfalls.

In Zusammenarbeit mit dem Fensterbauer, dem Zimmermann und mir als Planer wurden die Details zu den Gauben entwickelt und Problempunkte gelöst. Die Fenster wurden in dem starren Hauptrahmen aus Leimholz eingelassen, sodass der größte Teil der Fensterrahmen unsichtbar wurde. Damit war die schlanke Ansicht perfekt. Die Dämmung der Gaube durfte lediglich 5 cm dick ausfallen statt normaler 20 cm. Das wäre zu wenig gewesen. Um hier so viel wie möglich an Dämmung unterbringen zu können, wurden alle Bereiche zwischen der Holzkonstruktion ausgedämmt und anstatt einer Innenverkleidung aus Unterkonstruktion und Gipskarton wurde hier auf beides verzichtet und stattdessen mit druckfesten Dämmplatten verkleidet. Diese ließen sich gut an die späteren Trockenbauverkleidungen der Schrägen anbinden und wurden mit diesen zusammen gewebearmiert und verspachtelt. So erreichten wir auch in den denkmalgerechten schmalen Seiten der Gauben recht gute Dämmwerte nach heutigem Standard.

Übrigens wurden die alten Balken, die ausgebaut wurden, nicht weggeschmissen. Damit wurde die alte Scheunendecke, die leider auch durch eingedrungenen Regen zusammengefallen war, neu rekonstruiert. Diese kann nun im Eventbereich erlebt werden und dient hier ohne tragende Funktion als Deckenverkleidung unter der damit gut versteckten neuen Brandschutzdecke.


Im Trockenen viel schöner...

Das große Dach war kein schönes Dach  -  es bestand aus vielen verschiedenen Materialien wie altem echten Schiefer, auch flächenweise Kunstschiefer, Blech, Wellasbestplatten und vielen unschönen Löchern.

Also ein klarer Fall, ein neues Dach musste  -  leider  -  her. Alleine die vielen kleinen bis großen Undichtigkeiten ließen keine Reparatur zu und der alte echte Schiefer war vermutlich auch schon weit über 100 Jahre alt, damit über die normale Lebenszeit hinweg. Das Risiko für neue Undichtigkeiten im Laufe der nächsten Jahre war einfach zu groß und die Schäden am Neuausbau wären unter Umständen immens geworden. Also gab es auch hier keine Wahl, und in der neuen Ausführung auch keine  -  die Auflagen des Denkmalschutzes ließen nur ein Schieferdach zu und gaben zudem auch die Deckung nach altem Muster vor. In diesem Fall war ich aber auch ganz mit den Vorgaben einverstanden, denn alles andere hätte nie zu dem Haus gepasst. Ein befreundeter Dachdecker übernahm mit seinem Betrieb diese Arbeiten und ein Schieferabbaubetrieb aus der Eifel lieferte uns das ortstypische Material und auch die technische Unterstützung, damit wir die Deckung so nah wie möglich an barocke Vorbilder bringen konnten. Insgesamt wurde so ein handwerklich hervorragendes neues Dach erstellt und die Details prägen heute das Erscheinungsbild des Hauses. Und um die Arbeiten auch wirklich vom Aufwand her gut einschätzen zu können: es wurde im Februar begonnen und der letzte Schiefer war fest im Oktober des selben Jahres  -  8 Monate Arbeitszeit waren nötig geworden...

Dach im Ursprungszustand Dach neu

Gerüst Trockenbauwand Schnelle Wände...

Auch wenn es bis jetzt so aussah, als würden die Arbeiten ewig dauern, so ging es unter dem Dach doch sehr flott voran. Nachdem die Zimmerleute fertig waren und der Dachdecker durch Folien (sogenannte Unterspannbahnen) das Dach schon mal dicht gemacht hatte, begann der Ausbau der einzelnen Etagen. Zunächst wurde das Dach gedämmt mit Steinwolle, danach wurden die ersten Wände gestellt aus Metallprofilen und Gipskartonplatten. Dies ging sehr schnell und nun rückten parallel die Elektriker, Heizungsbauer und Sanitärinstallateure nach. Teilweise waren jetzt bis zu 20 Leuten im und am Haus beschäftigt und jeder Tag brachte den Bau enorm voran. Die Ständerwände wurden nach Einbau der Installationen gedämmt und von der zweiten Seite geschlossen, ebenfalls mit Gipskartonplatten. Danach wurden die Decken in gleicher Weise abgearbeitet  -  erst Dämmung, dann Installation und zuletzt Konstruktion und Gipskarton.

Diese Bauweise war aber nicht nur schnell, sondern auch recht sparsam im Platzverbrauch. Weiter konnten so sehr gute Schallschutzwerte erreicht und durch vorgegebene Systeme auch ein sicherer Brandschutz umgesetzt werden. Und auch hier kam der Denkmalschutz zu dem, was gefordert war: keine unnötigen Lasten erzeugen  -  Trockenbau ist Leichtbau.

Und noch etwas gehörte zum Trockenbau  -  der Boden! Auch hier gab es die Forderung seitens des Brandschutzes, ausreichende Zeitwerte für die sichere Evakuierung im Brandfall zu garantieren. Diese ließen sich am besten mit eigens dafür geprüften Estrichelementen herstellen. Und auch mein Wunsch nach möglichst wenig Höhenverlust war mit diesem Material gesichert. Da nun der Boden aus fertigen Elementen bestand, war keine Trocknungszeit nötig und so konnten direkt nach dem Einbau der Elemente der Fliesenleger in den Bädern und an den Böden loslegen. Auch die Maler verloren keine Zeit...


Besondere Wände...

Auch wenn ich eben noch so von den Trockenbauwänden schwärmte, so blieben mir die echt schwierigen Fälle selbst überlassen  -  das nennt man dann Eigenleistung. In den unteren beiden Etagen war im Trockenbau nichts zu machen, hier waren ja schon die bestehenden Wände und die blieben soweit alle erhalten. die wenigen neuen Wände gehörten zum Treppenhaus und den Zugängen in die Wohnungen. Also was tun mit den alten Fachwerk- und Bruchsteinwänden?

Eigentlich war es keine Frage, ich wollte sie erleben können, wollte deren Materialien nicht unter Putz verstecken und jedem begreifbar und fühlbar machen. Schließlich sollte man das Haus auch wirklich wahrnehmen mit seinen rund 400 Jahren Alter und alte Technik sehen und bestaunen können. Okay, das war nun der Plan - und jetzt kamen Wochen mit Kleinarbeit. Nachdem alle alten und teils neueren Verputze von Bruchsteinen und Fachwerken abgetragen waren, wurden im Fachwerk etliche Füllungen  -  so nennt man die Felder zwischen den einzelnen Holzbalken  -  wieder instand gesetzt. Teilweise waren sie aus Lehm mit Stroh gemacht, wobei diese Mischung um Ästchen herum gestopft und eingebaut war. Die Äste waren in einer Art Webstruktur in die Felder eingelassen. Hier habe ich dann alles lose Material entfernt, dann gestampft und mit Wasser wieder sämig zu einem Brei gemacht. Fehlender Lehm konnte im Baustoffhandel nachgekauft werden, bequem in Säcken verpackt. So wurden also die alten Ausfachungen in mehreren Arbeitsgängen und Schichtaufträgen neu gefüllt. Als Letztes wurde dann mit Lehmputz die Füllung noch "schön" gemacht und geglättet. Dabei blieben die Holzbalken komplett sichtbar. Diese waren, nachdem sie gebürstet waren, ein echter Hingucker. Der krönende Abschluss war dann ein Anstrich auf Lehmbasis. Auch wenn es des Teufels Arbeit war, es hat sich gelohnt. Die Fachwerkwände, die jetzt die Wohnung 2 "Saar" zieren, sind nicht nur etwas besonderes, sondern überzeugten mich noch ganz anders: Lehm hat eine besondere Eigenschaft  -  er kann hervorragend Feuchtigkeit speichern und wieder abgeben. Und genau diese Eigenschaft schafft in dieser Wohnung ein hervorragendes Klima und eine stets sehr ausgewogene Luftfeuchte. Egal wie lange die Fernster geschlossen sind, da z.B. keine Gäste da waren, die Luft ist immer angenehm und wirkt nie abgestanden. Natur eben...

Es gab aber auch noch Füllungen, die waren nicht aus Lehm. Hier wurden die Wände mit Schiefer und Kalkmörtel geschlossen. Um die Füllungen ans Halten zu bekommen, hatten die alten Baumeister eine einfache Methode - sie nagelten in der Mitte der Fachwerke eine Leiste an und die wurde ummauert. Danach konnte die Füllung nicht mehr in Bewegung kommen. Heute wird ein solches System immer noch verwandt bei vielen Dingen wie z.B. Nut-Feder-Brettern. Bei diesen Wänden ging es für mich wesentlich schneller weiter, hier wurden lose Steine neu eingemauert, Fugen am Holz neu ausgeworfen und die Füllungen flächig mit dem Mörtel überarbeitet, so dass es geglättete Flächen wurden, aber die einzelnen Schiefersteine noch zu sehen waren. Diese Wände sind nun in Wohnung 3 / "Ruwer" und Wohnung 4 / "Rhein" zu erleben.

Als schwieriger Fall blieben die dicken Wände aus Schiefer. Schwierig aber eigentlich nur des Aufwandes wegen. Wer das Material kennt, weiß, dass hier enorm viele flache Steine ein Schichtmauerwerk ergeben. Also sieht man auch enorm viele Fugen. Und genau diese mussten zunächst von allen losen Mörtelresten befreit werden, dann wurden auch hier lose Steine neu eingemauert und im nächsten Schritt mussten alle Fugen neu ausgemörtelt werden  -  in diffiziler Handarbeit und mit viel Geduld. Um dieses mal zu verdeutlichen: ein geübter Maurer brauchte für einen Quadratmeter Fugen rund 3 Stunden Zeit. Und danach musste das Mauerwerk noch mit einer Drahtbürste gereinigt werden. Keine Frage, es ist wunderschön anzusehen. Aber wenn man in zwei Wohnungen solche Wände hat, fängt man bereits nach der Hälfte an, davon schlecht zu träumen...

Sanierung Lehmputz

Sanierung Schieferfachwerk

Sanierung Schiefermauerwerk

Bau Treppenhaus 1 Treppenbau Wohnung 1
Wenn es hoch hinaus gehen soll...

Wenn dieses Haus etwas reichlich hat, dann sind es seine Treppen! Fünf Etagen sind ja auch schon was, und durch die Forderung des Brandschutzes wurden es gleich zwei Treppenhäuser. Die Treppen für die Fluchtwege wurden unbrennbar in Stahlbeton gefertigt, da konnte auch der Denkmalschutz nicht dran rütteln. Das musste eben so sein. Aber dann gab es noch die internen Treppen, also die in den Wohnungen selbst. Und hier kam dann aber wieder die Auflage zur Geltung, die uns der Denkmalschutz machte: kein unnötiges Gewicht im Haus! Hier musste also eine andere Lösung her, und da wo der Brandschutz nichts zu melden hatte, konnte mit Holztreppen aus dem Standartsortiment der Hersteller gearbeitet werden  -  bestellt, geliefert, eingebaut. Aber  -  und da war sie wieder  -  die Sonderlösung. In der Wohnung 1 / "Mosel" kam leider keine fertige Lösung in Betracht. Das hier benötigte Treppenhaus geht über zwei Etagen und verbindet diese zu einer Wohnung. Nur sind hier eben die Altbauwände mit im Spiel und somit auch kein einziger rechter Winkel vorhanden, ganz abgesehen von schrägen Wänden und etlichen Problemen mehr.

Also mal wieder selbst ist der Mann, ich kannte es ja schon. Nur wie baut man eine Treppe? Ich hatte zudem auch noch die Idee, dass man die Stufen auf der Unterseite ebenso sehen können sollte wie oben auf. Auch musste im Prinzip jede Stufe den Gegebenheiten einzeln angepasst werden, da es keine verlässlichen Senkrechten gab.

Zunächst wurde der Zustand vor Ort so gut wie möglich eingemessen und zu Hause am Zeichentisch in einen brauchbaren Bauplan umgesetzt, der dann auch die begehbare Treppe mit beinhaltete. Geplant wurde eine halbrunde Treppe mit einem geschlossenen Mittelteil. Die Maße waren aufgrund eines groß gewählten Maßstabes gut messbar und damit zogen wir nun auf die Baustelle, übertrugen die Maße auf die Wände mittels Wasserwaage und am Ende zeigte sich die Treppe schon mal optisch gut auf den Wänden. Theoretisch ging sie also rein, gebaut werden musste sie aber noch. Hier wählte ich Materialien, wie wir sie bereits mit Erfolg in den Bodenaufbauten verwendet hatten  -  Grobspanplatten und Kanthölzer. Diese wurden nun Stufe für Stufe aufgemessen, zugeschnitten und eingepasst, verschraubt, fertig. Die Kombination von Grobspanplatten auf den Flächen der Stufen und in allen Ecken die Kanthölzer zur Aussteifung und Verschraubung brachte eine enorme Festigkeit in die Konstruktion. Nichts knirschte oder bewegte sich, und die einfache Bauweise ließ es sogar zu, dass jede fertige Stufe direkt genutzt werden konnte zum Aufbau der Nächsten. Damit war der Treppenrohbau schnell fertig. So machte das Ganze am Ende noch mehr Spaß als gedacht...


Innere Schönheiten...

Zwischenzeitlich waren die Wände und Decken gespachtelt und geschliffen, Räume waren nun gut erkennbar. Nun konnte es mit den wirklich schönen Arbeiten losgehen - schön deswegen, weil jetzt damit alles auch fertig wurde. Wir konnten nun losziehen, schicke Fliesen aussuchen, Parkett bemustern und den perfekten Türgriff finden. Auch wurde ein Marathon durch die Möbelhäuser fällig, denn die Möblierung gehörte mit zum Programm. Schließlich und endlich war alles passend bemustert, verhandelt und bestellt. Nach und nach wurden alle Materialien geliefert und die Fliesenleger begannen als erstes mit den Bädern, gefolgt von Böden und Treppen. Wir  -  noch immer gut für jede Art Eigenleistung  -  machten uns an die Maler- und Tapezierarbeiten. Hier setzte ich in der Gestaltung auf einfaches weiß, gestrichen oder als feiner Putz. Im Anschluss statteten wir die Böden in den Wohn- und Schlafräumen mit Eichenparkett aus, den wir ebenfalls selbst verlegten und verklebten.

Insgesamt hatte ich als Konzept für die Räume eines erreichen wollen: Altes sollte direkt erkennbar sein, Neues sollte ergänzend und rahmend im Hintergrund stehen. Die neuen Teile sollten schlicht sein, deswegen wurden hier nur die Farben schwarz und weiß verwendet. Natürliche Farben sind an allen alten Bauteilen zu finden wie den alten Holzbalken, den Fachwerken, sowie Schieferwänden. Auch bei den Materialien sollte kein bunter Mix entstehen, sondern Sachlichkeit vorherrschen. Da die alten Balken vornehmlich aus Eichenholz bestehen, wurde das gleiche Material in moderner glatter Form im Parkett und den Holzmöbeln eingesetzt. Farbe gibt es natürlich auch  -  in den passenden Bildern an den Wänden. Hier wollte ich die Umgebung und die Natur in die Räume bringen, natürliche Farben und Licht sollten die Bilder dominieren. Viele Bilder fand ich durch einen befreundeten Galeristen bei einer Künstlerin, die sehr viele Motive aus der Natur nahm und auf sehr schöne Weise auf Leinwand gebannt hat. In jeder der Wohnungen findet sich nun ein Stück Natur, in den schönsten Farben dargestellt...

Fliesenlegen Einrichtung

Schreinerarbeiten
Meister Eder...

Wer Pumuckl kennt, weiß auch, wer der Meister Eder ist - und das es hier jetzt um Holz gehen muss. Nachdem die groben Arbeiten im Haus durch waren und nun die Außengestaltung begann, also auch die Fassade des Hauses aufgearbeitet wurde, mussten wir uns um die neuen Haustüren und Fensterläden kümmern. Da hier denkmalgerecht die vorhandenen Türen 1 zu 1 neu hergestellt werden mussten, blieb nur die Möglichkeit, diese von einem versierten Schreiner fertigen zu lassen. Also wurden die Arbeiten ausgeschrieben, und ein Schreiner aus der näheren Umgebung bekam den Auftrag.

Die alten Türen waren nur aus einfachem Fichtenholz gefertigt und über die Jahrhunderte gezeichnet, waren durch die Hochwasser und den Holzwurm so geschädigt, dass eine Reparatur nicht mehr in Frage kam. Auch wurde in den 80er Jahren mit viel Farbe versucht, alles zu übertünchen, was den Türen noch zusätzlich zum bitteren Ende verhalf. Ich wollte gerne als Baustoff für die Türen Eichenholz haben, da es früher der meistverwendete Baustoff für Türen war. Dieses sollte wie früher sichtbar sein und lediglich einen Wetterschutz erhalten in Form eines matten, nicht auffallenden Lacks. Auch die heutigen Anforderungen an die Dichtigkeit gegen Zugluft, sowie auch alle Sicherheitsaspekte wie Zylinderschloss und Mehrfachverriegelung sollten umgesetzt werden, ohne dabei sichtbar in Erscheinung zu treten. Die Zeiten von großen Buntbartschlössern sind nun mal vorbei  -  obwohl wir den alten Schlüssel aufgehoben haben. Der ist einfach zu schön! Gleicher Anspruch galt auch für die Klappläden, die die Fenster des alten Zollbüros und späterem Hofladen verschlossen. Hier wurde auch nach genauem Vorbild in Eichenholz nachgebaut, und auch diese Fensterverkleidungen wurden liebevoll, mit allen Profilierungen versehen, rekonstruiert. Unser Schreiner hat diese Arbeiten zu unserer vollsten Zufriedenheit ausgeführt und brachte eben viel handwerkliches Geschick und das Verständnis für die Aufgabe an einem Denkmal mit, was uns besonders gefreut hat. Ein echter Meister „Eder“ eben...


10.000 Steine  -  ein hartes Pflaster...

Neben den Arbeiten am Haus waren auch noch diese um das Haus herum in Angriff zu nehmen. Im Hof des Gebäudes sollte eine befestigte Fläche entstehen, damit später hier die Fahrzeuge der Gäste geparkt werden können. Da bis jetzt auf dem Hof nur die alte Jauchegrube zu finden war, sowie das Plumsklo und ein großer Holunderbaum, wurde erst mal alles freigelegt und Platz geschaffen. Von Anfang an war bereits klar, dass der Hof nicht mit neuartigem Betonsteinpflaster verlegt werden kann, auch wenn es so rustikal wie möglich gestaltet ist. Ich hatte mich bereits von Anfang an für Kopfsteinpflaster entschieden  -  auch ganz im Sinne der Denkmalpfleger. Der Zufall brachte, dass ich von Arbeiten an einer alten Straße in Trier erfuhr, bei der altes Kopfsteinpflaster ausgebaut wurde. Bei einem Telefonat mit der ausführenden Firma konnte ich eine ausreichende Menge an Steinen davon erwerben und einige Tage später lag ein großer Haufen dieser gebrauchten Steine auf meinem Hof.

Ab hier begann mal wieder die geliebte Eigenleistung, jeder Stein wurde in die Hand genommen, auf alte Überreste von Asphalt und Beton gesichtet, und nach Bedarf gereinigt, sowie in der Scheune per Schubkarre eingelagert. Zu dritt war die Arbeit nicht langweilig, aber dennoch zeitintensiv und zog sich über drei Tage hin. Später, als wir wiederum der Kosten wegen, den Hof in Eigenleistung verlegten, schleppten wir die Steine nach und nach zur Verlegung aus der Scheune. Da sie nun schon vorsortiert waren, war es bei der Verlegung einfacher, denn Stein ist nicht Stein, jeder ist anders groß und geformt. Wir hatten eine Woche Urlaub, in der wir zu dritt den Hof zu zwei Dritteln fertig bekommen hatten. Den Rest und die Verfugung mit Splitt-Zementmörtel erledigten wir an den nächsten Wochenenden der folgenden 2 Monate. Mal nachgerechnet hatten wir also rund 10.000 Steine 3 mal in der Hand...

Pflastersteine Pflasterarbeiten

Grundriss Eventfläche
Scheune
Tor Kreuzgewölbe
Scheunendecke
Kreuzgewölbe
Stallung
Hofladen
Mehr geht immer...

Wenn man mal von heute ausgeht, also im August 2015, dann liegt immer noch einiges an Arbeit vor uns. Die Vermietung der ersten 5 Ferienwohnungen ist seit Ostern angelaufen, die letzte Wohnung wird gerade fertig gestellt, wiederum unter der nötigen Eigenleistung. Da es zum Glück recht gut mit den Vermietungen funktioniert, hat sich der Ausbau des restlichen Erdgeschosses verschoben. Schließlich wollten wir keinen Gast mit Staub und Lärm vergraulen.

Das Erdgeschoss ist sowieso ein besonderes Terrain. Hier kommt ein Gast meist kurzfristig und ohne besondere Gegenliebe zu Besuch  -  die Mosel. Also blieb uns nur eine angepasste Nutzung übrig, wollten wir auf die nächsten Jahre nicht zu viel Ärger und Flurschaden haben. Aber was bedeutet das? Zunächst bedeutet es eine Zahl an rechnerischen Fakten: Übersteigt der Pegel in Trier eine bestimmte Höhe, kommt es rund 6 Stunden später zur Überflutung der Straße am Ufer der Mosel. Von der Höhe der Straße bis zu uns ins Haus sind es gerade mal 30 cm, also bei steigendem Wasserpegel nicht besonders viel Zeit, denn der Pegel steigt unter Umständen 10 bis 20 cm in einer Stunde.

Für uns bedeutet es also, von der Vorwarnung an mit dem überschrittenen Pegel in Trier müssen wir innerhalb von maximal 6 Stunden das Erdgeschoß komplett geräumt haben und alles eine Etage höher verfrachten, alternativ gänzlich aus dem Gebäude schaffen. Dies ist mit Sicherheit die schlechteste Alternative, da hierzu eine Transportlösung zu Verfügung stehen muss  -  mal abgesehen davon, dass auch alle anderen Anlieger mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und die Straßen somit blockiert oder sogar gesperrt sind. Also muss alles hoch in den ersten Stock oder in höher liegende Nachbargebäude.

Auch die Nutzung allgemein wäre nicht dauerhaft möglich unter der Prämisse, die Mosel zu Besuch zu haben, wir brauchten also eine individuelle, flexible Lösung für die Ebene. Die Antwort fand ich in Form einer Eventfläche, die meist nur für wenige Tage und das überwiegend in der besseren Jahreszeit gemietet wird. Die Größe des Erdgeschosses mit seinen Besonderheiten wie dem alten Kreuzgewölbe und den Möglichkeiten des Caterings sprachen für diese Lösung. Sollte mal eine Buchung zu diesen Räumen mit einem Hochwasser einhergehen, so fällt sie eben wegen höherer Gewalt sprichwörtlich ins Wasser...

Durchgespielt hatten wir die Situation schon im Voraus. Deswegen beschafften wir zwischenzeitlich stapelbare Tische und Stühle, die wenig Platz wegnehmen und leicht zu transportieren sind. Die Küchenmöbel des Caterings und des Büffetraumes sind alle aus dem Großküchenbereich und gänzlich aus Edelstahl gefertigt, können also auch gut Regen und mehr vertragen. Um sie besser transportieren zu können, werden sie gänzlich mit Rollen versehen und können leicht aus dem Haus geschoben werden. Sie können auf Bedarf in einer hochwasserfreien Halle eines Nachbarn abgestellt werden für die Zeit des Hochwassers. Hier am Fluss hilft einer dem anderen  -  ein ungeschriebenes Gesetz. Die Anschlüsse an Strom und Wasser sind komplett flexibel gehalten, Strom ist also nur per Steckverbindung und Wasser ebenfalls mit einer Schnellkupplung verbunden. Übrigens sind im Erdgeschoß alle Stromanschlüsse direkt unter der Decke  -  damit es nicht unnötig funkt. Alles in allem sollten wir ohne größere Probleme die Etage frei bekommen im Falle eines Falles  -  wobei wir es hoffentlich nie beweisen müssen.

Gebaut wird also noch in den nächsten Monaten an dieser Etage, alle Böden werden erhalten oder neu mit großformatigen Fliesen auf Fußbodenheizung verlegt. Eine besondere Arbeit wird noch die Herstellung der historischen Decke in der Scheune. Hier wurde wegen Baufälligkeit die alte Scheunendecke demontiert und eine neue Brandschutzdecke eingezogen. Nun müssen wir gemäß Auflagen - sie ahnen es schon  -  des Denkmalschutzes die Decke neu im alten Zustand einbauen als falsche nichttragende Decke. Wir werden also alle aufgehobenen Balken sortieren, dann die Querbalken als Auflager einziehen, die Tragbalken darauf auflegen und anschließend die Staken, also eichene Hölzer, zwischen den Balken einschieben und das Ganze dann mit Lehm und Stroh ausstopfen. Wird des Teufels Arbeit, sieht dann aber auch himmlisch aus.

Die Scheune dagegen wird so vielseitig wie noch nie  -  sie ist künftig zu allem gut. Die gut 30 qm große Fläche bekommt ein neues Scheunentor, dahinter wird sich eine Glasfront finden, die den Raum lichtdurchfluten wird und freien Ausblick auf Hof und Kirche erlaubt. Hier wird von der Technik her alles so vorbereitet, das Seminare stattfinden können genau wie ein Stehempfang möglich wäre. Auch eine Band kann sich hier aufstellen, um zu unterhalten bei Events  -  Strom ist ausreichend da, ebenso alle modernen Anschlüsse wie LAN und mehr. What ever you want... und das alles im historischen Rahmen.

Und Rahmen ist ein gutes Stichwort: das Kreuzgewölbe, Bindeglied und Mittelpunkt der ganzen Etage, wird zum Speisesaal für die Gesellschaft, die Freunde der Weinproben oder zum runden Geburtstag, zu dem man zusammen sitzen möchte. Hier werden das bestehende - durchaus in seiner Art an der Mosel seltene  -  Kreuzgewölbe aus sichtbaren Schiefermauerwerk sorgsam restauriert und mit einem glatten Schieferboden in moderner großformatiger Optik ergänzt. In den Boden eingelassen werden Strahler, die die Wände in ganz neuem Licht erscheinen lassen.

Da, wo früher das Vieh stand, und alles hinter sich lassen konnte, da ist Gleiches nach unseren Plänen später nur noch den Menschen gestattet  -  in der ehemaligen Stallung entstehen die Toiletten für Damen und Herren, inclusive einer behindertengerechten Toilette. Alles braucht (s)einen Platz.

Noch ein Raum wird seine Vergangenheit darstellen, schon wenn man zur Eingangstür hineinkommt: Früher kamen die Leute herein, um etwas abzugeben, später um etwas zu bekommen  -  die Geschichte macht Spaß! Die Rede ist von dem einstigen Zollbüro, welches direkt hinter dem Eingang lag und mit einer Theke ausgestattet ist. Hier mussten die Menschen früher ihren Wegezoll oder zehnten Teil abliefern, dieses wurde akribisch notiert und dann eingelagert. Das passierte  -  und so war das Haus an dieser Stelle ursprünglich gebaut  -  im Kreuzgewölbekeller eingelagert, oder über eine Holztreppe und einige Steinstufen auf die darüber liegende Ebene, einen ebenso großen Lagerraum, gebracht. Unten war also das kühle leicht feuchte Lager für verderbliche Waren, oben das für trockene Güter. Später, also nach der Landreform von Napoleon, wurde hier ein erstes Mal umgebaut und der Zugang nach oben verschlossen. Dieser wurde neu geschaffen von hinten über die ebenfalls vermutlich zeitgleich angebaute Scheune. Die Treppe verschwand ebenfalls, und in dieser neuen Form wurde der Raum neu als Hofladen genutzt. Damals bedeutete das den Verkauf von Wein genauso wie Gemüse und Brot, dass im ebenfalls in dieser Zeit angebauten Backhaus hergestellt wurde. Auch Fleisch und Geräuchertes gehörte dazu, im Haus war auch eine Räucherkammer vorhanden, in der Fleisch aus dem eigenen Stall haltbar gemacht werden konnte. Der Hofladen behielt auch über Generationen hinweg seine Bedeutung. Wir werden hier, im zukünftigen Garderoben- und Empfangsraum, die Geschichte wieder komplett aufleben lassen, durch die Rekonstruktion der alten Zoll oder Ladentheke genau wie durch die Offenlegung der ehemaligen Zuwegung in das Obergeschoss. Dafür konnten wir eine alte Treppe aus unserem Haus perfekt wiederverwenden. Sie zeigt bereits jetzt, wo es früher mal hoch hinauf ging.


...und so wurde es gemacht!

Seit Ostern 2015 lief also die Vermietung der ersten 5 Wohnungen. Die letzte der insgesamt 6 Wohnungen wurde im laufenden Jahr in den Lücken der Vermietung bis Weihnachten fertig gestellt. An Silvester des Jahres 2015 wurde diese letzte fertige Wohnung feucht-fröhlich mit allen Helfern eingeweiht.

Und es wurden auch gleich Ziele gesetzt für das neue Jahr. Das Erdgeschoss und seine Eventfläche waren nun als neues und letztes Etappenziel auserkoren. Die Fertigstellung sollte im November 2016 sein. Ein  -  wie sich im Laufe des Jahres herausstellte  -  fast nicht einzuhaltendes Datum aufgrund der vielen großen und kleinen Hürden, die es zu nehmen galt. Die Theorie gab es ja, wie ich sie schon im vorhergehenden Kapitel beschrieben hatte. Auf dem Papier waren die Eckpunkte klar festgelegt, die „moselspezifischen“ Gegebenheiten berücksichtigt. Und damit begannen die ersten Tage im Januar 2016, an denen wir noch Urlaub und frische Vorsätze im Rücken hatten.

Die Aufteilung der Räume wurde ja in der Planung den Gegebenheiten untergeordnet und so musste kaum etwas an der Substanz selbst geändert werden. Die frühere Nutzung als Fasskeller im Kreuzgewölbe und der Scheune oder Stallung bis hin zum Dorfladen mit ehemals anhängender Gaststätte und Küche hielten Räume vor, die allesamt miteinander aufgrund der Funktionen und Abläufe im Winzer- und Gaststättenbetrieb verbunden waren. Das kam meiner Planung sehr entgegen und so reihte ich die Bereiche der Eventfläche um das Filetstück derselben  -  das Kreuzgewölbe  -  herum ein.

Prima, die Theorie passte, nun zum praktischen Teil: Der Boden des Kreuzgewölbes war schräg, sehr schräg sogar und aus einer zusammengefrickelten Betonfläche. Und dann gab es dort auch noch die aus Sandsteinen gemauerten „Schienen“, auf denen die Fässer lagerten und gerollt werden konnten. Da die Höhe der Gewölbebögen ebenfalls zu gering war für die heutige Menschheit, blieb nur die Tieferlegung des Bodens. Aus vorausgegangenen Arbeiten wussten wir ja, das die Grundmauern deutlich tiefer reichten und somit starteten wir diese Arbeiten  -  in reiner Handarbeit! Bis zu 80 cm tief pickelten wir den über Jahrhunderte festgetrampelten Boden auf und fuhren ihn mit der Schubkarre in die bereit gestellten Container. Erst in der Scheune konnte die Arbeit mit einem Bagger unterstützt werden, da dort ausreichend Platz und Höhe vorhanden war. Der Stall „durfte“ dann wieder mit der Schippe geräumt werden. Für alle, die jetzt noch darüber schmunzeln mögen, sei eine Zahl genannt: Es wurden insgesamt rund 123 Tonnen Erdreich und Beton abgefahren.

Inzwischen war das Jahr ein gutes Stück weiter, es war März geworden. Neben der ernüchternden Schachterei wurden schon die Wasser-, Heizungs- und Abflussleitungen verlegt für die Toilettenanlage und die Gastroküche. Auch die Elektrik war eingebaut. Wundern kann man sich jetzt, warum die Haustechnik vor den Rohbau gesetzt wurde. Bei diesen Arbeiten mussten wir völlig anders denken als sonst üblich. Alle Leitungen konnten nur im Boden zwischen den Räumen verlegt werden. Die Wände waren ja tabu für alles neuzeitliche, da sonst das alte Schiefermauerwerk oder die Holzbalkendecke mit Lehmfüllung ihre einzigartige Wirkung verloren hätten. Das war mit einer genauen Detailplanung im Vorfeld umsetzbar. Für den Toilettenbereich fertigte ich einen Detailplan im Maßstab 1:10 für diese Arbeiten an; alle eingemessenen Punkte der Rohrleitungen passten später mit den neuen Wänden überein.

Generell stellte sich aber noch eine Frage ein, die mit der Mosel ins Haus kommt: Auftrieb. Das mag zunächst fehl am Platz klingen, aber im Detail ist die Lösung doch gefragt. Die eben beschriebenen Leitungen sind hier betroffen, und speziell die Dämmung der Böden und Heizungsleitungen stellte hier ein Problem dar. Wer einmal versucht hat, einen Ball unter Wasser zu drücken, kann nun nachvollziehen, welche Kräfte hier bei Hochwasser zu wirken beginnen. Denn genau diese Kraft treibt dann alles nach oben, was leichter als Wasser ist. Und dazu gehören auch die Plastikleitungen ebenso wie aufgeschäumte Dämmung. Da Physik eine logische Sache ist, lässt sie sich auch zum Glück prima berechnen. So setzte ich mich also hin, rechnete den Auftrieb der vorgesehenen Materialien aus, und setzte dagegen dann schwerere Materialien wie Estrich, Fliesen und Beton, um den benötigten Abtrieb zu finden. So wurde die Bodendämmung im Gewölbe als wasserfeste und druckstabile Dämmung gewählt und unter einer 20 cm starken Betonplatte verlegt. Die sichert nun mit dem Betonestrich zusammen das Aufschwimmen des Bodens ab. Da, wo es nicht reichte, musste eben eine Lösung durch das mechanische Befestigen gefunden werden. Das traf auf die Fußbodenheizung zu, die dann fest an Metallmatten angebunden unter dem Estrich verschwand.

Wasser gibt es aber noch in einer anderen Form, die Kummer macht  -  aufsteigende Feuchtigkeit. Ich hatte ja schon im Kapitel „Für warme Füße und trockene Wände...“ die Hauptlösung beschrieben, die ich auch in der ehemaligen Scheune und Stallung erneut einsetzen konnte. Doch im Gewölbe war diese Lösung nicht mehr umsetzbar. Ich musste ja wegen der benötigten Höhe und dem Problem des Auftriebs eine Betonplatte einbauen. Diese gilt aber als „dicht“, zumal auch die Dämmung unter der Platte wasserdicht ist. Damit wäre die benötigte Dampfdiffusionsoffenheit nicht mehr gegeben und alle Feuchtigkeit hätte wieder den Weg über die angrenzenden Wände gesucht. Die vorgeschlagene Lösung des Energieberaters war technischer Natur und mit hohen Bau- und Betriebskosten verbunden, hätten doch hier im Kern der Sache das ganze Jahr über die Wände beheizt werden müssen. Das wollte mir als ehedem schon gebeuteltem Bauherrn gar nicht gefallen und ich suchte „meine“ Lösung. Und die gab's nach einigen Überlegungen wieder einmal von Mutter Natur kostenlos frei Haus geliefert, solange man die Physik dazu ins Boot nimmt.

Wasser ist faul, es sucht sich immer den einfachsten Weg! So oder ähnlich hatte ich noch meinen alten Physikpauker im Ohr. Das als grundsätzliche Aussage in eine funktionierende und ansehbare Lösung umgesetzt, sah dann so aus: Die bereits beschriebene Betonplatte wurde nicht wie sonst üblich gegen die Wände betoniert, sondern umlaufend zu allen Wänden mit einem Abstand von gut 15 cm versehen. Diesen Hohlraum verfüllte ich später nach Fertigstellung von Estrich und Fliesen mit Basaltschotter, Körnung 16 mm. Nun kann das Wasser  -  faul wie es eben ist  -  wesentlich einfacher in diesen Bereich abdunsten und durch die Hohlräume hochsteigen statt den beschwerlichen Weg durch das Mauerwerk als aufsteigende Feuchte zu nehmen. Als Gimmick nutzte ich dann den Schottergürtel für die Unterbringung der Bodenleuchten, die nun den Raum perfekt illuminieren und besonders die alten Schieferwände beleuchten. Als weiteren Effekt dient dieser Schotterring im tiefst gelegenen Raum der Eventfläche auch noch der Entwässerung bei Hochwasser, da an dessen Sohle noch eine Drainage eingebaut wurde, die das Wasser an einen Pumpenschacht führt. Damit lässt sich auch der „unbeliebte Besuch“ schnell wieder nach draußen befördern. Das mussten wir zum Glück noch nicht überprüfen, die trockenen Wände allerdings überzeugen seit Anfang an.

Im Juli gab es mal wieder Urlaub. Also gab es auch wieder ein besonderes Kapitel in Angriff zu nehmen, passend zur Jahreszeit. Die erste Heuernte war durch und auf den Wiesen der Umgebung wurde von den Bauern fleißig eingefahren. Wir waren also mit dabei und holten uns zwei Säcke voll vom Feld. Wozu denn Heu? Nicht für die Deko, das sei vorweg gesagt. Aber für ein altes Handwerk benötigten wir diesen „Baustoff“. Es ging um die Ausgestaltung der Decke in der Scheune. Nachdem wir vorab die bereits eingebaute neue Holzbalkendecke mit einer Trockenbau- konstruktion nach den Vorgaben des Brandschutzes verkleidet hatten, war den Vorschriften genüge getan, nur schön ist anders. Also wurde unter die eigentliche Decke aus im Abbruch gesicherten Balken des Hauses eine neue Decke „abgehängt“ eingebaut, die dann durch traditionelle Lehmwickel mit Lehmverputz wieder geschlossen werden sollte. Im Nachhinein kann ich sicher sagen, dass ich zum Glück nicht wusste, was ich mir damit vorgenommen hatte. Den nötigen Lehm hatten wir beim Abbruch gesammelt und ergänzten ihn mit neuem Lehm, den der Fachhandel für diese Sanierungen anbietet. Den alten Lehm gesiebt und eingesumpft, mit neuem Lehm noch verlängert, und dem Heu aus der Region stand der historischen Decke nichts mehr im Wege. Auch die benötigten Wickelhölzer hatten wir beim Abbruch schon beiseite geschafft und vorsichtshalber thermisch behandelt.

Doch trotz aller Recherche war nur an wenig Info zu kommen, wie man eben diese Lehmwickel herstellt. Auf „youtube“ fand ich einen Bericht über eine Restauration, wo man zumindest auf einigen Sequenzen des Films den „roten Faden“ für diese Arbeit sehen konnte. Nach dem Öffnen eines kompletten verbliebenen alten Wickels wurde der Aufbau sichtbar und es konnte der Nachbau begonnen werden. Nachdem wir erste Gehversuche gemacht hatten, die Konsistenz des Lehmes anpassten, die Verarbeitung des Heus auch klar wurde, reifte der erste brauchbare Lehmwickel heran. Für diese Gehversuche brauchten wir einen guten Tag. Am zweiten Tag kam dann schon eine gewisse Geübtheit mit dazu, sodass wir später die jeweils gut 15 kg schweren Wickel in runden 15-20 Minuten pro Stück produziert und eingebaut hatten. Auch hier noch ein Bezug für Rechner: Ein Meter dieser Wickel braucht fertig an der Decke gute zwei Stunden, das entspricht dann 0,75 qm Fläche. Der gesamte Scheunenbereich war also nach guten 33 Arbeitsstunden gefüllt. Der Lehmverputz benötigte dann „nur“ zwei Tage bis zur Fertigstellung. Wer mag, kann sich die Lehmwickel noch ansehen  -  einen kleinen Teil der Decke habe ich zur Ansicht ohne Lehmputz belassen. Gut oder besser authentisch geworden ist sie wohl auch, da schon einige Leute den guten Zustand der „alten“ Decke bewunderten...
Wie es geht und weil ich selbst so wenig Info zu Verfügung hatte, finden Sie hier unter dem Titel „How to make...Lehmwickel“ noch eine bebilderte Beschreibung für alle Interessierten.


Der Sommer war schnell rum, unser Fliesenleger hatte inzwischen den Buffetraum, das Personal-WC und die Küche mit Fliesen fertig verlegt, die Wände waren zwischenzeitlich mit Kalkputz verputzt und Silikatfarbe gestrichen. Kalkputz und Silikatfarbe waren Pflicht im Erdgeschoss, da Lehmputz einem Hochwasser nicht stand gehalten hätte. Estrich und Fußbodenheizung funktionierten zusammen und die Fliesen wurden in Gewölbekeller und Scheune verlegt. Im August wurde die Türanlage hinter dem Tor geliefert und eingebaut und das Hofpflaster fand Anschluss daran. Von außen war nun alles perfekt und auch die dahinter liegende Scheune war mit der Lehmwickeldecke soweit fertig geworden. Es wurde inzwischen September, und es drängte der Ausbau der alten Stallung. Hier fehlte ja noch der gesamte Sanitärbereich.


Und damit wäre ein neues Kapitel offen  -  Trockenbau im Hochwasserbereich. Es war eine Lösung gefragt, die mit den wenigen Quadratmetern eine optimale Lösung brachte. Benötigt wurden ja immerhin eine Damen- und Herrentoilette sowie ein Behinderten-WC mit gleichzeitiger Funktion als Baby-Wickelraum, dann noch für das Catering ein Bereich der Getränkebereitung bei Empfängen in der angrenzenden Scheune, parallel auch für die Bild- und Tontechnik bei Seminaren und anderen Anlässen nutzbar. Und ein kleiner Verteilerflur musste auch noch sein. Schmale Wände mussten also kommen und das bei Raumhöhen bis zu 4 Metern  -  mit Mauerwerk nicht mehr machbar. Seit einigen Jahren gibt es von verschiedenen Herstellern inzwischen besonders rostgeschützte Metallprofile und wasserresistente zementgebundene Trockenbauplatten. Die Verarbeitung ist ähnlich zu den allgemein bekannten Trockenbauwänden, wenngleich mehr Zeit benötigt wird. Dank dieser Materialien konnte also auch dieser Bereich nach guten 3 Wochen räumlich fertig gestellt werden, dann wurden noch die inzwischen montierten Spülkästen eingemauert und die Wände verspachtelt.



Es waren noch gerade mal 5 Wochen bis zur Deadline  -  das große Einweihungsfest war bereits per verschickter Einladungen unverrückbar festgelegt im Kalender. Jeder Tag war bis dahin gut geplant und ausgefüllt mit Arbeiten für die diversen Handwerker  -  doch es kam anders. Zugesagte Leistungen konnten nicht erbracht werden, weil es entweder kranke Mitarbeiter zu beklagen gab oder andere Termine durch das miese Wetter zu Verschiebungen führten, die mir wiederum alles über den Haufen zu werfen drohten. Wer schon mal ein Haus gebaut hat und das Dilemma mit Handwerkern kennt, weiß hier mitzufühlen. Nun bin ich selber ja Handwerksmeister und schon recht geübt mit diesen Situationen, aber hier ging mir selbst langsam der Kiel auf Grund, um mit Worten an der Mosel zu bleiben. Schließlich rackerten wir bereits fast ein Jahr und mit überwiegender Eigenleistung an diesem Ziel, da kommt dann eine aufkeimende Unruhe bei schon dünnen Nerven gar nicht gut. In dieser verkorksten Lage kam die Lösung dieser Probleme in Form von Freunden zu Hilfe: Wir arbeiteten alle zusammen nach unserem normalen Arbeitstag bis oft spät in die Nacht an Fliesen, Putz und Türen herum, silikonierten Fugen und installierten Klobürsten und Papierhalter. Die gute Stimmung wurde allseitig hoch gehalten und wir konnten dann tatsächlich am Vorabend der großen Party die ganze Fläche ein letztes Mal durchputzen. Hier sei also nochmals allen ein riesengroßes Dankeschön ausgesprochen, die so tatkräftig mit dabei waren!



Die große Party am nächsten Tag war ein wahrer Befreiungsschlag für uns alle, für mich im besonderen. Nach 50 Monaten Bauzeit wurde der letzte Bauabschnitt fertig gestellt und festlich seiner neuen Bestimmung übergeben. Alles funktionierte ohne Generalprobe tadellos und übertraf teilweise noch die Erwartungen. Die Küche schaffte problemlos, alle 50 Gäste satt zu bekommen, es gab keine Staus auf dem Weg zum Buffet und auch die stillen Orte fanden wohlwollende Worte. Die Akustik in den Räumen war wesentlich besser wie erwartet und die klimatischen Bedingungen brachten keines der befürchteten Probleme mit sich  -  wohl alles mehr oder weniger der alten natürlichen Substanz zu verdanken. Die geplante Be- und Entlüftungsanlage für die Eventfläche wurde bis heute nicht einmal genutzt. Alte Häuser sind manches mal besser als die beste technische Innovation.


Kreuzgewölbe
Tieferlegung Gewölbeboden
Leitungen Eventbereich
Armierung Bodenplatte Kreuzgewölbe
Bodenplatte Kreuzgewölbe
Fertiggestellter Boden Kreuzgewölbe
Fertigung Lehmwickel
Lehmwickel Decke Scheune
Rekonstruierte Decke Scheune
Türanlage Scheune
Trockenbauwände WC-Anlage
Herren-WC
Fleißige Helfer

Kleine Schlussbemerkung

Wenn Sie nun Spaß gefunden haben sollten an einem Projekt dieser Art, gemeint ist damit aber jedes alte Haus, was einer Renovierung oder Sanierung bedarf, dann überlegen Sie es sich bitte wirklich gut!

Mag auch der durchweg günstige Preis, das sogenannte „Schnäppchenhaus“ noch so sehr locken, und verspricht das Fernsehen Hausrenovierungen in einer Woche als möglich, weil es so eben in die Sendezeit passt, dann lassen Sie sich bitte eines Besseren belehren: alles nicht wahr! Alles was Sie am Anfang nicht bezahlen müssen, werden Sie am Ende mehrfach, um nicht zu sagen hundertfach, nochmals drauflegen müssen an Zeit und Geld. Dieses Objekt wurde von mir über ein Jahr lang durchplant, ein weiteres Jahr genauestens im Aufwand berechnet und vorbereitet und doch kommt vieles anders als geplant, denn im Detail sieht die Welt dann doch anders aus wie in der Planung.

Geschafft haben „WIR“ das Projekt, also alle Beteiligten zusammen, alle Freunde, die man haben muss bei einer solchen umfangreichen Baustelle und dem Rückhalt in der Familie, der unerlässlich ist. Die nötige Ausdauer, das Wissen um vieles und der berühmte rote Faden darf Ihnen dabei ebenfalls nie verloren gehen. Dann können Sie nachher so wie wir auch stolz und zufrieden sein auf das und mit dem tollen Objekt und dem, was daraus geworden ist. Wir sind es auf jeden Fall, auch wenn wir ehrlich gesagt, keine Wiederholung brauchen...

Fleißige Helfer Fleißige Helfer Fleißige Helfer


Es gibt noch viel zu berichten und es sind noch einige Geschichten ungeschrieben.
Wenn Sie Spaß daran gefunden haben sollten, so scheuen Sie sich nicht und fragen Sie gerne,
wir plaudern gerne aus und von unserem großen Nähkästchen...


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